2001
Da Rauberpfaff
Bayerische Rauberg’schicht in drei Akten von Peter Landstorfer
Ein Zufall verhilft dem Räuberhauptmann „Raubhauser Gust“ zu einem ungewollten Berufswechsel: Er wird zum neuen Pfarrer von Keitersberg! Die Rauberhur „Rothen Res“ wird zur Pfarrersköchin und sein Kumpane „Hetzinger Jackl“ raubt die geldigen Honoratioren des Dorfes aus, während sie ahnungslos bei Gust in der Sonntagsmesse sitzen.
Schon bei der Begrüßung des neuen Pfarrers scheinen die Dorfbewohner von diesem Rollenwechsel nichts zu bemerken. Der Bürgermeister und der hiesige Bräu sind vom neuen Pfarrer begeistert, sie sehen in ihm ein Instrument ihrer Machtgier. Die Großbäuerin Kupplinger versucht ihn als Kuppler zwischen ihrer etwas zurückgebliebenen Tochter Annamirl und dem Sohn vom Bräu zu mißbrauchen. Für die Gemeinde-Siachlerin ist der neue Pfarrer wie geschaffen, „Hauptsach, er is schön“. Auch der Schlucker ist zufrieden, sein „Meßweinabkommen“ mit dem alten Herrn Pfarrer hat weiterhin Bestand. Sogar der Dorfgendarm erweist sich mit seinem buchstäblichen „kriminalistischen Instinkt“ als hilfsbereit, indem er dem Pfarrer einen möglichen Fluchweg, die verschlossene Kirchentür, aufsperrt.
Nur mit dem Mesner hatten die drei nicht gerechnet, er hat die Kirche nämlich schon fürs Abendgebet aufgesperrt, „die Gemeinde wartet bereits“. Aber trotz einiger verständlicher Pannen beim Anlegen des Meßgewandes oder während der Messe, kommt man Gust nicht auf die Schliche. Ganz im Gegenteil, im Beichtstuhl geht nun so manches Schwarzgeld in die kirchliche Obhut über. Langsam findet Gust an seiner neuen „Aufgabe“ Gefallen, denn er ist beliebt bei den Leuten und genießt deren Vertrauen. Nur einen konnte er nicht überzeugen, denn der „ist dazu schon viel zu lange Mesner“. Daß Gust nicht wie viele andere Rauber seiner Zeit gevierteilt wurde, verdankt er dem Umstand, daß auch der Mesner eigene Interessen zu seinem Vorteil vertritt…