"Guad habt's gspuit" – 25 Jahre Theaterfreunde Steinberg
Eine wahre Erfolgsgeschichte: 25-jähriges Jubiläum der Theaterfreunde Steinberg
(Ebnet Monika, in: Dingolfinger Anzeiger, 17.03.2021, S.18)
Auf den Tag genau vor 25 Jahren wurde der Theater Verein Steinberg aus der Taufe gehoben und eine Erfolgsgeschichte begann.
Nach einer langen Pause hatte eine Truppe junge Laienspieler unter der Leitung der KLJB Steinberg diese Tradition in den Jahren 1993 und 1994 wieder zu neuem Leben erweckt. Hieraus hat sich eine Gruppe begeisterter Schauspieler hervorgetan und quasi als „wilde Truppe“ im Oktober 1995 beim Löfflwirt das erste Stück aufgeführt, nämlich „Bloß koan Schnaps“. Traditionell und Bayerisch mit Bezug auf die Heimat in Niederbayern wollten die „Theaterfreunde“ spielen und auch in Zukunft daran festhalten. Bis heute sind sie diesem Motto treu geblieben, flechten Örtliches gekonnt mit ein.
Der Start
Am 17. März 1996 viel dazu der offizielle Startschuss, hier haben elf Personen beschlossen, die „Theaterfreunde Steinberg“ müssen Bestand haben. Bei der Gründungsversammlung selber wählte man Erhard Schermer zum ersten Vorsitzenden, Stellvertreterin war Birgit Moritz, Kassier Helmut Wastl, Schriftführerin Sandra Jäkel und Beisitzer war Robert Niedermeier, Sylvia Niedermeier und Angela Baumann. Zu den Gründungsmitgliedern zählten außerdem Anita und Werner Nußbaumeder, Sofie Moser und Manfred Pirchtner.
Inzwischen gehören dem Verein 125 Mitglieder an. Die Intention: das Heimatspiel zu erhalten und das Kulturverständnis der Bevölkerung aktiv zu fördern. Die Aktivitäten umfassen natürlich in erster Linie die jährlichen Aufführungen der Theaterstücke. Doch auch bei örtlichen und überörtlichen Veranstaltungen ist man präsent. Eine Besonderheit bei den Theaterfreunden in Steinberg sind die Theaterkids. 2014 lud man zum Ferienprogramm ein. Dies war der Auftakt für viele weitere Projekte.
Ein Krippenspiel zu Weihnachten, dass man in verschiedenen Häusern besonders den Senioren präsentierte, weckte beim Nachwuchs die Lust auf die Bühne. 2015 übte man den ersten Sketch ein und 2016 ging es schließlich erstmals auf die Bühne.
Nachwuchsspieler gehen aus dieser Arbeit hervor die jetzt auch bei den „Großen“ bereits mitspielen. Und egal, ob Theaterkids oder Theaterfreunde: der Ruf eilt den Darbietungen voraus, weshalb alljährlich viele Gäste aus nah und fern zum Heimatlokal Gasthof Baumgartner kommen.
Wenig Fluktuation
Mittlerweile standen 42 Spieler und Theaterhund Stitch aktiv auf der Bühne. Die Spitzenreiter sind Günter Grassinger und Manfred Pirchtner mit jeweils 23 Einsätzen sowie Angela Baumann und Helmut Wastl mit jeweils 18 Einsätzen. „Es ist jeder Spieler wichtig, denn jede Rolle braucht es, damit das Stück aufgeführt werden kann. Theaterspielen ist eine Gemeinschaftsleistung.“, erklärt Vorsitzende Angela Baumann, die von Anfang an dabei ist. Gespielt wurde in Steinberg bereits in jeder „Lebenslage“. Vom Himmel bis zum Puff, vom Räuber bis zum Engel, vom Weiberfeind bis zum Weiberer – und sämtliche Rollen konnten immer optimal und charakterstark besetzt werden.
Das Publikum will man unterhalten, will heitere Stunden bereiten, für Kurzweil sorgen. Was dabei der Zuschauer zu sehen bekam, ist das Ergebnis einer langen Probezeit, die dem Ganzen vorangeht. Bei den Proben wie auch bei den Darbietungen, passiert schon so mancher Ausrutscher. „In dem Moment wird dir heiß und kalt zugleich. Jahre danach kann man dann schon selber darüber lachen“, so die zweite Vorsitzende Katrin Holzleitner.
Da kam es schon mal vor, dass ein Spieler den Text vom zweiten Akt im ersten spielte und für ein verdutztes Gesicht beim Gegenüber sorgte. „Als Souffleuse fuchtelst und schimpfst du in deinem Kasten und könntest verzweifeln bis endlich die Erleuchtung kommt“, erzählt Sophie Moser aus Erfahrung. Was man in Bayern auch nie für möglich gehalten hätte, war die Tatsache, dass die Männer das Kartenspielen sogar extra proben müssen. Auch das gab es in Steinberg schon. Dramatischer ging es bei der Flucht unter den Tisch zu. „Irgendetwas ist geflogen, die Zuschauer meint sogar, es wäre ein Zahn gewesen“, erinnert sich Angela Baumann weiter. Nachdem der Spieler jedoch ganz normal weiter machte, konnte es wohl nicht so tragisch sein. Was wirklich geflogen ist, bleibt ein Geheimnis, so wie viele andere Dinge auch. Denn natürlich musste das immer alles so sein, was da auf der Bühne geschah und nicht anders. So ein Satz: „Ich mach’s ma kommod“ (zu Deutsch: ich mache es mir gemütlich) wurde da schon mal zu „Ich geh jetzt raus und mach ma eine Kommode“, warum auch nicht.
Allein über die Proben und den Unfällen auf, vor und hinter der Bühne, könnte man wohl ein eigenes Stück schreiben. Bei einer Darbietung meinte es eine Spielerin zu stürmisch, dass sie beim Betreten der Bühne die Tür aus den Angeln riss. Wären Sie die Tür „zurückstellte“ und das Geschehen auf der Bühne seinen Lauf nahm haben andere Akteure als „Reparaturteam“ die Kraftaktion behoben. Daschmierte Gesichter, ein Vorhang, der zu früh fiel oder auch die Tatsache, dass die Steinberger Bevölkerung meinte, die Theaterfreunde würden nackig auftreten – viel ist in 25 Jahren passiert. 27 Stücke wurden in dieser Zeit dageboten und auch drei Filme gedreht. Bis 1998 spielte man beim Löfflwirt und seit 1999 ist man beim Baumgartner daheim. Himmel, Herrenhaus, Bauernstube, Puff, Wirtshaus, Dorfplatz – allerhand wurde aufgebaut und mit Leben gefüllt.
Viele Gründungsmitglieder noch dabei
Die aktuelle Vorstandschaft (Angela Baumann, Kathrin Holzleitner, Hans Gmeinwieser, Sabine Hausbeck, Simon Grassinger, Sandra Jäkel, Martin Kieswimmer, Christian Kiermeier und Bühnenbauer Stefan Baumann) wollten es sich natürlich nicht nehmen lassen, besonders den 17 Gründungsmitgliedern und Mitgliedern, die in 1996 bei traten, eine Überraschung zukommen zu lassen. Das neue Vereinsshirt wurde als Präsent verteilt und natürlich voller Stolz auch anprobiert. Als Truppe will man weiter für „Lachmuskelkater“ sorgen und natürlich zum 25-jährigen aufspielen.
„Da Hanftlmacher“ von Peter Landstorfer war in 2020 eingeplant, dieses Stück soll nun in 2021 dageboten werden. „Wir planen jetzt im Freiluftformat“, so Angela Baumann. Das Ganze ist natürlich mit erheblichen mehr Aufwand verbunden. Die Probezeit wird kurz und intensiv sein, doch man hofft darauf, dass es machbar und dass ein Stück Normalität möglich ist. „Denn Lachen ist gesund, heißt es immer, also ist so ein Theaterstück gerade in der jetzigen Zeit, doch wohl die beste Medizin!“
Der Applaus am Ende der Darbietungen und das Lob „schee war’s wieder“ lässt die Theaterfreunde Steinberg weiter motiviert an die Sache herangehen. Dass mehrere hundert Gäste jedes Jahr mit einem lächelnden Gesicht heimgehen, ist die eine Seite. Auf der anderen Seite spielt man zudem für einen guten Zweck. Ein hoher Betrag werde alljährlich für gute Zwecke gespendet, erklärt Kathrin Holzleitner, auch daran will man festhalten.